Die Bedeutung der Abfallreduzierung auf unserem Weg zu einer nachhaltigeren Zukunft
Angesichts der wachsenden Nachfrage nach Halbleitern setzen wir unser Engagement für Umweltschutz durch strategische Programme zur Verringerung der Abfälle aus unseren Betriebsabläufen und Fertigungsprozessen um
Die Umweltspezialistin Ursula sortiert Verpackungen in Freising.
Wir leben in einer Welt der Einwegmaterialien und Wegwerfmentalität. Weltweit entstehen jedes Jahr mehr als zwei Milliarden Tonnen Siedlungsabfälle – und diese Zahl soll in den nächsten 25 Jahrenum rund 70 % ansteigen.
Elektronikabfälle, also entsorgte Elektrogeräte wie Handys oder Computer, gehören zu den am schnellsten wachsenden Anteilen dieser Müllmenge. Das Volumen der Elektroabfälle wird für 2022 auf etwa 62 Millionen Tonnen geschätzt. Davon wurden weniger als 25 % fachgerecht recycelt.
Häufig werden beim Umgang mit Elektroabfällen nur Geräte am Ende ihrer Lebenszeit bedacht. Um früher anzusetzen, muss man darüber nachdenken, wie Halbleiter – die Grundbausteine aller elektronischen Systeme – hergestellt werden. Das umfasst auch die Fertigung verwendeten Chemikalien und wie diese recycelt werden können.
Dieses komplexe Problem hat keine einfache Lösung, aber unser Unternehmen setzt auf eine umfassende Strategie zur Abfallreduzierung, die alle Abfallströme einbezieht, von den bei der Herstellung eingesetzten Chemikalien bis zum Geschirr der Werkskantinen. Wir wollen bei nachhaltigen Innovationen als Beispiel vorangehen.
Deponieabfälle reduzieren
Wir streben an, dass 90 % der Materialien, die in unseren Fertigungsprozessen und Betriebsabläufen zum Einsatz kommen, nicht auf Deponien landen. Dieses Ziel jedes Jahr zu erreichen, ist nicht einfach und erfordert ein spezialisiertes Netzwerk erfahrener Fachteams, genaue Nachverfolgungssysteme und enge Koordination zwischen unseren weltweiten Standorten.
Delaney Dawson, Umweltspezialistin für globale Abfallverwertungsstrategien in unserem Unternehmen, beaufsichtigt mehrere Bestandteile dieses komplexen Ökosystems. Sie beschreibt unsere bewährte Priorisierung bei der Abfallbehandlung: Primär sollen Materialien nach Möglichkeit wiederverwendet, recycelt oder zurückgewonnen werden. Danach setzen wir auf Technologien zur Aufbereitung, Energierückgewinnung oder Verbrennung. Die Verbringung auf Deponien ist nur das letzte Mittel.
Die Umweltspezialistinnen Delaney (rechts) und Annabel (links) sortieren gebrauchte Wafer-Träger für das Recycling
Delaney erklärt, dass unser Standort im Norden von Texas für maximale Effizienz sogar ein eigenes Recyclingzentrum hat. Hier werden neben haushaltsüblichen Wertstoffen wie Kunststoffen und Pappe auch halbleiterspezifische Materialien wie Wafer-Träger, in denen die Wafer gelagert und transportiert werden, Reinraumanzüge aus unseren Fertigungsreinräumen und Behälter aus Metall und Polystyrol verwertet. „Diese recycelbaren Stoffe werden alle irgendwie in dem Stream wiederverwendet, aus dem sie ursprünglich kamen“, so Delaney.
Strategische Partnerschaften mit führenden Anbietern helfen uns ebenfalls bei der Maximierung unserer Recycling-Bemühungen und stellen eine optimale Wiederverwendung von Materialien sicher. So wird beispielsweise die verbrauchte Schwefelsäure, die bei der Halbleiterfertigung entsteht, für die Wasseraufbereitung eingesetzt; der Kalziumfluoridschlamm aus der Wafer-Herstellung wird für die Zementproduktion verwendet und Batterien jeder Größe bis hin zu großen Lithiumzellen werden in speziellen Recycling-Anlagen aufgearbeitet.
Grundlage dieser Initiativen ist ein fortschrittliches System für Messung und Verifizierung. „Daten sind ein entscheidender Indikator für Abfallverwertungsverfahren“, erläutert Delaney. „Sie verraten einem, wo noch Verbesserungen möglich sind und wo wir schon besonders gut sind.“ Ergänzend fügt sie hinzu, dass das Unternehmen alle Standorte weltweit überwacht, um die Leistung zu vergleichen und Best Practices zu ermitteln. „Häufig arbeiten Standorte zusammen, um neue Ideen zu beraten, wie die Priorisierung der Abfallbehandlung besser umgesetzt werden kann.“
Materialien aus unseren Fertigungsprozessen und Betriebsabläufen werden für die Wiederverwendung oder das Recycling vorbereitet
Innovation in Aktion
In verschiedenen Bereichen unseres Unternehmens entstehen kreative Lösungen für die Abfallverwertung, zum Beispiel:
Recycling chemischer Abfälle
Delaney erklärt, dass die Halbleiterherstellung spezielle Chemikalien benötigt. Daraus ergeben sich einzigartige Abfallströme, die eine besondere Behandlung erfordern. Dafür setzen wir auf extra dafür eingerichtete Anlagen für Abfallbehandlung und -entsorgung sowie strenge Kontrollen und hochentwickelte Nachverfolgungssysteme für Gefahrenstoffe und andere Materialien.
Eine Erfolgsstory in diesem Bereich ist das Recycling von Oxidsuspension. Unser Unternehmen erhöht die Konzentration der gebrauchten Suspension durch Ultrafiltration wieder. Allein durch dieses Verfahren konnten die eingekauften Mengen von Suspension um 60 % reduziert und jährlich 2.000 Einwegbehälter eingespart werden. Unser Recycling-Programm für Phosphorsäure mithilfe von Hitzebehandlung und Filterung hat bei den teilnehmenden Standorten ebenfalls dazu geführt, dass 85 % weniger Säure eingekauft werden muss.
Annabel Buchanan, die als Umweltspezialistin die Programme für überschüssige Chemikalien in unserem Unternehmen leitet, steht bei diesem Nischenbereich des Recyclings jeden Tag an vorderster Front. Sie erklärt, dass es ein umfassendes Verfahren für die Umnutzung überschüssiger Chemikalien gibt. Die Materialien werden in Industrieprozessen eingesetzt, um Produkte zu fertigen, oder dienen als Ersatz für kommerzielle Stoffe. „Diese Methode kommt meist bei Chemikalien zum Einsatz, die isoliert werden können und einen gewissen Reinheitsgrad erreichen“, so Annabel.
Metallfässer werden gepresst und zu einer speziellen Recycling-Anlage gebracht, wo sie eingeschmolzen und einer neuen Verwendung zugeführt werden
Annabel hält fest, dass Sicherheitsüberlegungen ein kritischer Bestandteil des gesamten Programms sind. „Umweltspezialist:innen unterstützen die Logistikkoordination in ihrem Tätigkeitsbereich, stellen sicher, dass überschüssige Chemikalien fachgerecht gesammelt und gelagert werden, und führen die notwendige Dokumentation, die darlegt, dass es einen bekannten Markt für das Produkt gibt“, erläutert sie. Annabel ergänzt, dass unser Unternehmen sogar besonders gewissenhaft ist und die Käufer der überschüssigen Chemikalien überprüft.
Globale Lösung, lokale Wirkung
Unser Werk im deutschen Freising führt Projekte durch, um chemische Abfälle zu reduzieren und zu verwerten, die bei der Chip-Herstellung anfallen. Wichtige Initiativen sind unter anderem:
- Reduzierung des Chemikalienverbrauchs: Ein Ausrüstungsingenieur entwickelte eine Verbesserung des Reinigungsprozesses für Teile, durch die jährlich 6 % weniger Säure verbraucht werden. Dadurch sank auch die Menge an Säureabfall, der behandelt werden muss.
- Recycling von Lösungsmittelabfällen: Der größte Teil der gebrauchten Lösungsmittel wird getrennt, gereinigt und in Anwendungen mit geringeren Reinheitsanforderungen wiederverwendet. Ein Teil dieser recycelten Lösungsmittel wird für die Teilereinigung im Werk verwendet.
- Recycling von Transportfässern aus Kunststoff: Kunststofffässer für den Materialtransport werden von einem lokalen Partner recycelt, was mehr als 600 Kilo Plastikmüll pro Jahr einspart.
Die Bemühungen zur Abfallreduzierung erstrecken sich auch auf andere Bereiche des Standorts außerhalb der Fabrik:
- Recycling von Elektronikabfällen: Der Standort recycelt jedes Jahr 10 Tonnen an Elektronikabfällen über einen zertifizierten Partner, der eine fachgerechte Verwertung und Datenlöschung sicherstellt.
- Wiederverwendung von Verpackungsmaterialien: Die Lagermitarbeiter:innen vor Ort sammeln überschüssiges Verpackungsmaterial aus eingehenden Sendungen und verwenden sie wieder – eine einfache, aber effektive Methode, Abfälle und Kosten einzusparen.
- Nachhaltige Verpflegung: Die Werkskantine und die Imbisse servieren ihre Speisen und Getränke in wiederverwendbarem Geschirr. Zudem stehen Mehrwegbehälter für das Mitnehmen von Speisen zum Verkauf. Wie in Deutschland üblich, werden die meisten kalten Getränke in Glasflaschen verkauft, die über das Pfandsystem dem Recycling zugeführt werden können, wobei die Käufer:innen die Pfandkosten von einigen Cent zurückerhalten.
Dank dieser kombinierten Methoden hat TI in Freising über die letzten zehn Jahre eine Recycling-Rate von über 98 % beibehalten.
Kompostherstellung an unserem Standort in Bangalore, Indien
Recycling von Taschenrechnern
Unser Engagement für Recycling umfasst auch unsere Produkte für Endverbraucher. Taschenrechner von TI, die von Schülern und Studenten weltweit genutzt werden, sind auf Robustheit und Langlebigkeit ausgelegt. Aber auch das zuverlässigste Gerät erreicht irgendwann das Ende seines Lebenszyklus.
Unser Geschäftsbereich für Bildungstechnologie hat das erkannt und ein Rücknahmeprogramm für Taschenrechner aufgelegt, über das Kunden ihre alten Geräte an TI einschicken können, wo sie fachgerecht recycelt werden. Diese Initiative hat beeindruckende Ergebnisse vorzuweisen: Allein 2023 wurden dadurch etwa 21.000 Tonnen Elektronikschrott weniger auf Deponien entsorgt.
Ausblick für die Zukunft
Lindsey Richmond, Director of Environmental Sustainability bei TI, erklärt, wie die Abfall- und Recycling-Ziele des Unternehmens mit unseren weitergehenden Umwelt- und Nachhaltigkeitsverpflichtungen wie verbesserte Verwendung von Brauchwasser, stärkere Nutzung erneuerbarer Energien und allgemeine Emissionsreduzierung zusammenhängen. „Abfälle gehören zu unseren Scope-3-Emissionen, also indirekten Emissionen in unserer Wertschöpfungskette. Das umfasst die gesamten Auswirkungen von Abfällen – Emissionen durch die von uns erworbenen Chemikalien und Materialien, den Transport zu unseren Standorten und schließlich den Abtransport von unseren Standorten zu einem Ziel“, so Lindsey.
Lindsey merkt an, dass in Zukunft sowohl transformative Änderungen als auch der Blick aufs Detail wichtig sein werden. Im Allgemeinen werden wir Neuerungen bei der Lieferung und Lagerung von Materialien austesten – weg von Fässern und Flaschen hin zu großen Gittertanks und Großgebindesystemen für Chemikalien (in etwa vergleichbar mit dem Umstieg von Wasserflaschen auf einen Wasservorratstank). Sie erklärt: „Dadurch werden unsere Abfallmengen und Emissionen durch Transportfässer verringert.“
Außerdem arbeitet unser Unternehmen mit Lieferanten zusammen, um Rücknahmeprogramme für verschiedenste Dinge von leeren Chemikalienbehältern bis zu Versandkisten umzusetzen. Gleichzeitig gibt es auch kleine, aber dennoch wirkungsvolle Projekte wie die Aktualisierung der Beschriftung von Abfallbehältern in Kantinen, um Änderungen bei Verpackungsmaterialien widerzuspiegeln. „Auch diese kleinen Dinge verhindern, dass recycelbare oder kompostierbare Abfälle auf Deponien landen, und sie summieren sich“, betont Lindsey.
Beim Ausbau unserer Kapazitäten, einschließlich der Errichtung neuer Fertigungsstandorte, bleibt unser Engagement für die Abfallreduzierung unverändert. Der Fokus für die Zukunft liegt auf stetigen Verbesserungen und Innovationen. „Wir arbeiten weiter mit unseren Lieferanten an neuen Initiativen und Methoden für die Abfallentsorgung, und unsere Priorisierung der Abfallreduzierung ist Grundlage aller Entscheidungen“, so Lindsey.
Durch die Ausnutzung aller Möglichkeiten im Großen wie im Kleinen bauen wir auf unserer langjährigen Verpflichtung zur Abfallreduzierung auf und versuchen, die im Alltag weit verbreitete Wegwerfmentalität zu ändern, um einen Weg in eine nachhaltigere Zukunft der Halbleiterindustrie und darüber hinaus zu weisen.